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Gastroenterologische Schwerpunktpraxis Goch
Gerhard M. Schnitzler & Frank Ramann

Informationen zu Erkrankungen und Vorbeugung

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Darmkrebs verhindern

Seit Oktober 2002 ist die Vorsorge-Darmspiegelung eine Leistung der gesetzlichen Krankenkassen. Damit hat Deutschland ein effektives Programm etabliert, um Darmkrebs zu verhindern oder möglichst früh zu erkennen!

Zweithäufigste Krebsart in Deutschland

Jedes Jahr sterben ca. 30.000 Menschen in Deutschland an Darmkrebs! Bei etwa 62.000 Menschen wird dieser Tumor jährlich festgestellt. Darmkrebs ist damit die zweithäufigste Krebsart in Deutschland. Keine andere Tumorart kann in ihren Vorstufen so gut erkannt und in ihren Frühformen so erfolgreich behandelt werden wie Darmkrebs. 95% aller Darmtumoren entstehen aus langsam wachsenden Polypen. Diese Polypen können während einer Darmspiegelung festgestellt und entfernt werden. Patienten mit einem noch nicht fortgeschrittenen Tumor heilt der Bauchchirurg allein durch die Entfernung des erkrankten Darmteils.

Warum sterben Patienten an den Folgen des Darmkrebses?

Häufig werden Tumoren zu spät erkannt, weil der Dickdarm und damit einhergehende Beschwerden noch immer ein Tabu darstellen. Stuhlgangunregelmäßigkeiten werden ignoriert, Blut im Stuhl auf Hämorrhoiden zurückgeführt. An bisher vorhandenen Vorsorge- angeboten (»Test auf Blut im Stuhl«) nehmen weniger als 40% der Frauen und nur 18% der berechtigten Männer teil. Heute sollten Symptome wie »Blut im Stuhl«, sich ändernde Stuhlgewohnheiten, Bauchschmerzen oder eine unklare Blutarmut umgehend zur Untersuchung des Darmes Anlass geben. Mit einer Koloskopie (Darmspiegelung) kann man die Ursachen der Beschwerden aufklären, Vorformen des Darmkrebses (Polypen) erkennen und entfernen sowie Frühformen des Darmkrebses diagnostizieren. Inzwischen hat sich die Koloskopie weltweit als das effektivste Untersuchungsverfahren des Darmes erwiesen!

Jeder 100. beschwerdefreie Bürger hat einen unerkannten Darmkrebs Nach jetzt 3 Jahren zeigen sich schon überzeugende Zwischenergebnisse dieses Vorsorge-Programms: bei jedem 3. Patienten finden sich relevante Darmkrebsvorstufen (Darmpolypen), die sofort entfernt werden können. Jeder 100. beschwerdefreie Bürger hat einen bis dahin nicht erkannten frühen Darmkrebs. Aber: bisher konnten fast alle Patienten von uns oder vom Chirurgen von dieser Erkrankung geheilt werden! Dies macht deutlich: an den Folgen des Darmkrebs muss heute keiner mehr sterben, wenn er nur früh genug zur Vorsorgeuntersuchung geht!

Was ist zu tun?

  • sind Sie 55 Jahre (Männer ab 50) und älter, kommen Sie zu einer Vorsorge-Darmspiegelung
  • hat jemand in Ihrer Familie Darmkrebs, kommen Sie zur Darmspiegelung
  • leiden Sie an Darmsymptomen: bitten Sie Ihren Hausarzt, eine Darmspiegelung zu veranlassen
  • sind Sie jünger als 55 Jahre und beschwerdefrei: gehen Sie jährlich 1x zum Hausarzt, Gynäkologen oder Urologen und machen Sie einen Stuhltest auf Blut

Ein solch konsequentes Vorgehen senkt Ihr individuelles Risiko an Darmkrebs zu erkranken eindrucksvoll!

Keine Angst vor der Darmspiegelung beim Spezialisten!

Manche Patienten haben noch immer Angst vor einer Darmspiegelung, weil sie gehört haben, dass diese Untersuchung schmerzhaft und sehr unangenehm sein soll. Dies trifft in spezialisierten Untersuchungszentren, z.B. bei uns niedergelassenen Gastroenterologen (Magen-Darmspezialisten), absolut nicht mehr zu. Zwar muss jeder Patient vor der Untersuchung mit abführenden Maßnahmen sorgfältig und komplett den Darm säubern, die Darmspiegelung selbst – von erfahrenen Untersuchungsteams ausgeführt – ist sicher und kann durch eine »Kurznarkose« mittlerweile völlig schmerzfrei durchgeführt werden. Sie kann jederzeit problemlos ambulant und bis ins hohe Lebensalter ohne größeres Risiko erfolgen.

Nehmen Sie dieses äußerst sinnvolle Angebot zur Vorsorgekoloskopie wahr! Bieten Sie dem Darmkrebs keine Chance!

Weiterführende Informationen finden Sie auch auf der Homepage der Felix-Burda-Stiftung zur Bekämpfung des Darmkrebs.

Morbus Crohn (Chronische Darmentzündung)

Morbus Crohn, was ist das?

Unter Morbus Crohn versteht man eine chronische Entzündung des Darms, deren Ursache noch ungeklärt ist. Hierbei ist nicht nur die oberflächliche Schleimhaut, sondern die gesamte Darmwand betroffen. Dadurch kommt es nicht nur zu Geschwüren, sondern auch zur Ausbildung von Verbindungsgängen (Fisteln) mit anderen Darmteilen oder Organen.

Es kommen Engstellen (Stenosen) mit vorgelagerten Ausweitungen des Darms vor. Die Entzündung kann mit unterschiedlicher Ausprägung von der Zungenspitze bis zum After auftreten. Hierbei wechseln sich befallene Darmanteile mit gesunden Darmabschnitten ab. Die Krankheit verläuft typischerweise in Schüben. Im Verlauf lösen sich Phasen mit schleimig-eitrigen Durchfällen, Krämpfen und auch Fieber mit Zeiten ab, in denen es nur geringe oder sogar keine Beschwerden gibt. Erstmals tritt die Erkrankung zumeist bei Teenagern und jungen Menschen auf, ein zweiter geringerer Erkrankungsgipfel kommt nach dem 40. Lebensjahr vor. Anhand der geklagten Beschwerden ist der M. Crohn oft nicht von einer Colitis ulcerosa zu unterscheiden.

Was sind die Ursachen des Morbus Crohn?

Die Ursachen sind bisher nicht geklärt. Es gibt deutliche Hinweise auf eine erbliche Veranlagung. Es liegt eine Störung der natürlichen Barriere, die der Darm gegenüber Bakterien, Viren, Fremdeiweißen und Darmgiften im Normalfall darstellt, vor. Dabei kommt es zu einer überschießenden Abwehrreaktion des Immunsystems (Abwehrsystems) des Körpers und zur Ausbildung von Krankheitssymptomen. Eindeutig belegt ist ein negativer Einfluss des Rauchens auf die Erkrankung bei Morbus Crohn Patienten! Der Morbus Crohn ist keine psychosomatische Erkrankung!

Welche Symptome deuten auf einen Morbus Crohn?

  • typisch sind Durchfälle (bis 20x pro Tag) – auch nachts – mit Eiter und Schleimbeimengungen, seltener Blutbeimischungen im Stuhl
  • ein akuter Krankheitsschub ist oft mit krampfartigen Bauchschmerzen verbunden
  • ein akuter Schub kann von Fieber begleitet werden
  • häufig kommt es zu einem Gewichtsverlust
  • bei Vorliegen von Stenosen (Engstellungen) im Darm treten Schmerzen und Zeichen eines Darmverschlusses auf
  • häufig kommt es zum Auftreten von Fistelgängen (Verbindungen) zur Scheide, zur Blase, in die Afterregion. Aus den Öffnungen entleert sich Eiter.
  • Entzündungen in anderen Organen außerhalb des Darms: Gelenke, Haut, Augen, Nieren.

Wie wird die Krankheit diagnostiziert?

Am Anfang steht die Erhebung der Krankengeschichte und die körperliche Untersuchung. Ergänzend wird eine Ultraschalluntersuchung des Bauches durchgeführt. Die Blutuntersuchung gibt Hinweise auf die Intensität der Entzündung, auf Mitbeteiligung der Leber, der Gelenke und über das Ausmaß einer Blutarmut. Die entscheidende Untersuchung zur Diagnosestellung ist die Spiegelung des Dickdarms (Koloskopie) aber auch des Magens (Gastroskopie). Bei Verdacht auf Vorliegen eines Dünndarmbefalls werden Spezialuntersuchungen zur Dünndarmdarstellung herangezogen (Röntgen Dünndarm nach Sellink oder Magnetresonanztomographie (»Röhre«). Eine bakteriologische Stuhluntersuchung wird ergänzend durchgeführt.

Wie wird der Morbus Crohn behandelt?

Eine direkt ursächliche Behandlung des Morbus Crohn ist noch nicht möglich, da ja die Ursachen nicht hinreichend bekannt sind. Es werden generell entzündungshemmende Medikamente eingesetzt, die den Krankheitsschub zurückdrängen und die symptomfreien Zeitabschnitte (Remission) zwischen den Schüben verlängern.

  • entzündungshemmende Mittel, kortisonfrei (Aminosalizylate) sind so verkapselt, dass sie sich nach dem Schlucken erst am Ende des Dünndarms bzw. am Anfang des Dickdarms auflösen. Als Einläufe (Klysmen) oder Zäpfchen erreichen die Wirkstoffe nur den unteren Teil des Dickdarms und den Mastdarm.
  • Kortison wird bei schweren Schüben als Tabletten oder sogar Injektion gegeben. Kortison steht ebenfalls als Rektalschaum oder Zäpfchen zur Verfügung
  • Budesonid (Kortisonabkömmling mit geringeren Nebenwirkungen) kann als Tabletten oder Einlauf eingesetzt werden.
  • Immunsuppressiva (die Körperabwehr unterdrückende Medikamente) werden eingesetzt bei starken Beschwerden, bei denen Kortison keinen ausreichenden Effekt zeigt, bei hartnäckigem Fistelleiden oder zur Langzeittherapie.

Wie ist die Prognose der Erkrankung?

Die Erkrankung kann mild verlaufen und die Schübe heilen durch medikamentöse Behandlung oder auch manchmal spontan aus. Ca. 50-70% aller Patienten mit Morbus Crohn benötigen allerdings doch im Laufe ihres Lebens einen chirurgischen Eingriff, zumeist wegen eines Fistelleidens, eines Abszesses oder einer Darmstenose (Darmverengung). Der Morbus Crohn ist – anders als die Colitis ulcerosa – durch eine Operation nicht heilbar.

Der Morbus Crohn stellt keinen Grund gegen eine Schwangerschaft dar! Allerdings sollte die Schwangerschaft in einer nicht aktiven Phase (Remission) geplant werden. Der Verlauf der Erkrankung während der Schwangerschaft variiert: 30% Verschlechterung bzw. akuter Schub, 30% keine Änderung der Krankheitsaktivität und bei 30% der Patientinnen kommt es zu einer Besserung.

Weitere Hinweise finden Sie auf der Homepage der Deutschen Morbus Crohn / Colitis ulcerosa Vereinigung e.V.

Colitis ulcerosa (Chronische Dickdarmentzündung)

Colitis ulcerosa, was ist das?

Colitis ulcerosa ist eine chronisch entzündliche, in Schüben verlaufende Entzündung des Dickdarms. Es sind vor allem die oberflächlichen Schleimhautschichten im Dickdarm betroffen, in denen leicht blutende Geschwüre entstehen. Typische Symptome sind blutiger Stuhl mit Durchfällen und Bauchschmerzen. Neben dem Darmtrakt kann auch eine Beteiligung der Gelenke, der Augen, der Leber, der Niere unterschiedlicher Ausprägung auftreten. An der Colitis ulcerosa leiden besonders junge Erwachsene zwischen dem 20. und 40. Lebensjahr, ein Erkrankungsbeginn jenseits des 50. Lebensjahrs ist ebenfalls bekannt. In Deutschland betrifft die Krankheit etwa 1 von 1.000 Menschen, Frauen etwas häufiger als Männer. Die Colitis ulcerosa ist eine schwere Erkrankung, auch wenn in den schubfreien Phasen ein normales Leben möglich ist. Ein akuter Krankheitsschub kann zur Bettruhe oder sogar zum Krankenhausaufenthalt führen. Die Krankheit erhöht das Risiko für Darmkrebs.

Was sind die Ursachen der Colitis ulcerosa?

Die Ursachen sind bisher nicht geklärt. Es gibt Hinweise auf eine genetische Prädisposition (Veranlagung), aber auf noch nicht identifizierte Fremdauslöser (bakterielle Bestandteile, virale Bestandteile, Fremdeiweiße, Umweltsubstanzen, übermäßige Reizung des Darmimmunsystems, etc.)

Die Colitis ulcerosa ist keine psychosomatische Erkrankung!

Bei allen Patienten mit Colitis ulcerosa ist der Enddarm (Mastdarm) befallen. Bei der Hälfte der Betroffenen ist nur der Enddarm und der untere Teil des Dickdarms betroffen, bei 30% zusätzlich der absteigende linksseitige Abschnitt des Dickdarms und bei etwa 20% der gesamte Dickdarm.

Welche Symptome deuten auf eine Colitis ulcerosa?

Abhängig von der Ausdehnung und der Dauer der Erkrankung können folgende Beschwerden auftreten:

  • blutige Durchfälle (bis zu 20 mal/Tag) mit Eiter und Schleim,
  • zum Teil kolikartige Bauchschmerzen, zum Teil mit leichtem Fieber,
  • Gewichtsabnahme,
  • seltener: Gelenkentzündungen, Hautentzündungen, Augenentzündungen, Leberwerterhöhungen,
  • eine sehr seltene, aber gefürchtete Komplikation ist das Toxische Megacolon: die Schäden an der Darmwand führen zu einer Darmlähmung mit Wandüberdehnung, Bauchfellentzündung und der Gefahr eines Darmdurchbruchs (Perforation). Selbst bei sofortiger Krankenhausbehandlung ist dies eine lebensbedrohliche Komplikation.

Wie wird die Krankheit diagnostiziert?

Am Anfang steht die Erhebung der Krankengeschichte und die körperliche Untersuchung. Ergänzend wird eine Ultraschalluntersuchung des Bauches durchgeführt. Die Blutuntersuchung gibt Hinweise auf die Stärke der Entzündung, auf Begleiterkrankungen der Leber, der Gelenke und über das Ausmaß einer Blutarmut. Die wegweisende Untersuchung zur Diagnosestellung ist die Darmspiegelung (Koloskopie). Zum Ausschluss einer Darminfektion wird ergänzend eine bakteriologische Stuhluntersuchung durchgeführt.

Wie wird die Colitis ulcerosa behandelt?

Eine eigentlich ursächliche Behandlung der Colitis ulcerosa ist noch nicht möglich, da ja die Ursachen nicht hinreichend bekannt sind. Es werden entzündungshemmende Medikamente eingesetzt, die den Krankheitsschub zurückdrängen und die symptomfreien Zeitabschnitte zwischen den Schüben verlängern.

  • entzündungshemmende Mittel, kortisonfrei (Aminosalizylate) sind so verkapselt, dass sie sich nach dem Schlucken erst am Ende des Dünndarms oder erst im Dickdarm auflösen. Als Einläufe oder Zäpfchen erreichen die Wirkstoffe nur den unteren Teil des Dickdarms.
  • Kortison wird bei schweren Schüben als Tabletten gegeben. Kortison kann auch als Zäpfchen oder Rektalschaum bei Befall nur der Enddarmabschnitte eingesetzt werden.
  • Immunsuppresiva (Mittel die das Immunsystem bremsen) werden bei schweren Verläufen eingesetzt, wenn Kortison nicht ausreichend wirkt oder zu starke Nebenwirkungen verursacht oder aus anderen Gründen nicht gegeben werden kann.

Um die Remission (krankheitsfreies Intervall) zu verlängern wird dem Patienten eine Dauermedikation mit Aminosalizylaten (Mesalazin) verordnet. Eine weitere Möglichkeit solch einer Erhaltungstherapie ist die Einnahme von nicht krankmachenden Bakterien (Escherichia coli Nissle), die die Darmflora verbessern und nachweislich gleichwertig den Aminosalizylaten sind.

Muss ich wegen meiner Colitis ulcerosa operiert werden?

In einigen Fällen kann die Krankheit auch nach Ausschöpfung aller medikamentösen Möglichkeiten nicht erfolgreich beherrscht werden. Dann oder wenn auf dem Boden der Erkrankung ein Darmkrebs oder Krebsvorstufen nachgewiesen werden, muss der gesamte Dickdarm operativ entfernt werden. Bei diesem großen Eingriff (spezialisierte Zentren) wird der Dünndarm direkt mit dem Schließmuskel verbunden. Somit kann eine kontrollierte Darmentleerung erhalten werden und ein künstlicher Darmausgang (Anus praeter) vermieden werden.

Wie ist die Prognose der Erkrankung?

Durch die Möglichkeiten der medikamentösen, seltener chirurgischen Behandlung, können die allermeisten Patienten mit Colitis ulcerosa ein normales Leben führen. Bei Befall des Enddarms und Beschränkung auf den unteren, linksseitigen Teil des Dickdarms haben die Patienten eine gute Prognose und eine völlig normale Lebenserwartung. Das Risiko, Dickdarm- oder Mastdarmkrebs zu bekommen steigt mit der Dauer des Krankheitsverlaufs deutlich an. Patienten mit Befall des gesamten Dickdarms sollten nach 8-jährigem Krankheitsverlauf jährlich koloskopiert und ausgiebig biopsiert (bis zu 40 Gewebeproben) werden. Bei Patienten mit Befall des linksseitigen Dickdarms sollte dieses Vorgehen nach 15-jährigem Verlauf durchgeführt werden.

Weitere Hinweise finden Sie auf der Homepage der Deutschen Morbus Crohn / Colitis ulcerosa Vereinigung e.V.

Reizdarm (Reizdarmsyndrom)

Das Reizdarmsyndrom ist eine der häufigsten Erkrankungen des Magen-Darm-Trakts: 14-24% der Frauen und etwa 5-19% aller Männer leiden an dieser Störung.

Wie äußert sich das Reizdarmsyndrom?

Das Reizdarmsyndrom ist eine funktionelle Darmerkrankung, die charakterisiert ist durch Abdominalschmerzen (Bauchschmerzen), die nach dem Stuhlgang meist nachlassen, verbunden mit Änderungen der Stuhlgewohnheiten. Das Ausmaß der Beschwerden ist sehr unterschiedlich und reicht von Blähungen, Völlegefühl, Krämpfen und Übelkeit über Durchfälle und Verstopfung bis hin zu krampfartigen Bauchschmerzen. Es wird häufig über das Gefühl der unvollständigen Darmentleerung geklagt. Desweiteren wird über Brennen im Bauch, schafskotartigen Stuhl und Schleimabgänge berichtet.

Welche Ursachen hat das Reizdarmsyndrom?

Die Nervenendigungen des »Bauchhirns« sind bei Reizdarmpatienten ungewöhnlich empfindlich und reagieren schon auf kleinste Gas- oder Kotansammlungen mit einer unangemessen heftigen Aktivität der Darmmuskulatur. Verbunden mit einer viszeralen Hyperalgesie (erhöhte Schmerzempfindung der Eingeweide) lassen sich einige Symptome erklären. Häufig tritt ein Reizdarmsyndrom erstmalig nach einer Infektion mit notwendiger Antibiotikatherapie auf. Häufig ist das Reizdarmsyndrom mit anderen Störungen wie Reizmagen, Dysmenorrhoe (Menstruationsbeschwerden), Harnentleerungsstörungen, Angststörungen und Depressionen assoziiert.

Wie wird das Reizdarmsyndrom diagnostiziert?

Die Diagnose »Reizdarmsyndrom« ist immer eine Ausschlussdiagnose, das heißt, es müssen zunächst andere mögliche Ursachen für die Beschwerden ausgeschlossen werden. Wichtig im Rahmen der Abklärung ist die Anamnese (Krankengeschichte). Eine lange Dauer der Beschwerden ohne organische Beeinträchtigung oder Änderung der Gewichtsentwicklung sprechen für ein Reizdarmsyndrom. Neben einer eingehenden körperlichen Untersuchung wird auch eine Ultraschalluntersuchung des Bauches und evtl. der Schilddrüse durchgeführt. Es wird nach Laktosemalabsorption, Fruktosemalabsorption, krankhaften Darmkeimen oder -parasiten im Stuhl, Schilddrüsenfunktonsstörungen, Zoeliakie, geschaut. Eine Gastroskopie (Magenspiegelung) und eine Koloskopie sind ebenfalls zum sicheren Ausschluss organischer Ursachen erforderlich.

Wie wird das Reizdarmsyndrom behandelt?

Eine universelle Behandlung für alle Patienten gibt es nicht. Jeder einzelne Patient wird individuell entsprechend seiner Beschwerdesymptome, die auch im Laufe der Jahre wechseln können, therapiert. Zum Einsatz kommen krampflösende Medikamente, pflanzliche »Wasserbinder« wie Flohsamenschalen (Plantago ovata), »Stopfmittel« wie Loperamid (Imodium). Wichtig sind auch eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr, Bewegung und zu erlernende Entspannungsübungen (z.B. autogenes Training). Einige Patienten benötigen zusätzlich Antidepressiva zur positiven Beeinflussung des »Bauchhirns« oder eine fundierte Psychotherapie.

Welche Prognose hat das Reizdarmsyndrom?

Die wichtigste Botschaft lautet:

Das Reizdarmsyndrom ist eine zwar lästige, aber völlig harmlose Erkrankung und geht mit einer ganz normalen Lebenserwartung einher!

Langzeitkomplikationen sind nicht zu befürchten. Es besteht kein erhöhtes Darmkrebsrisiko. Trotzdem können auch Reizdarmpatienten Darmkrebs bekommen. Deshalb auch der Appell an alle Reizdarmpatienten ab dem 55. Lebensjahr das Angebot der Vorsorgekoloskopie unbedingt wahrzunehmen! Wurde die Diagnose »Reizdarmsyndrom« einmal nach dem oben geschilderten gründlichen Ausschlussverfahren einschließlich der endoskopischen Untersuchungen gestellt, macht es keinen Sinn, alle Jahre wieder einen neuen Arzt zu konsultieren und sich erneut »auf den Kopf stellen zu lassen«!

Zoeliakie (einheimische Sprue, gluteninduzierte Enteropathie)

Zoeliakie, was ist das?

Bei der Zoeliakie oder auch einheimischen Sprue kommt es aufgrund einer Unverträglichkeit des Dünndarms gegenüber einem Getreideeiweiß, dem sog. Gluten, zu einer dauernden Zerstörung der Dünndarmschleimhaut. Dieses Klebereiweiß Gluten ist in Roggen, Weizen, Gerste, Hafer und Dinkel enthalten. Reis enthält kein Gluten! Die Zoeliakie ist weltweit verbreitet, kommt aber gehäuft in Europa und bei der europäischstämmigen Bevölkerung Australiens und Nordamerikas vor. Die Häufigkeit in Deutschland liegt bei etwa 1:1.000 und betrifft häufiger Frauen als Männer. Die Erkrankung tritt gewöhnlich schon im 1.–3. Lebensjahr auf. Ein zweiter Häufigkeitsgipfel liegt jenseits des 4. Lebensjahrzehnts. Es besteht eine genetische Disposition (erbliche Veranlagung) mit familiärer Erkrankungshäufung.

Welche Symptome deuten auf eine Zoeliakie?

Beim Vollbild der Zoeliakie leidet der Betroffene aufgrund der gestörten Verdauungsleistung des Dünndarms unter stärkerem Gewichtsverlust, Muskelschwund und Eiweißmangelödemen (Wassereinlagerung ins Gewebe, geschwollene Beine). Es treten Durchfall mit breiig-voluminösen Stühlen, Blähungen, Übelkeit, Völlegefühl, eine Blutarmut und Vitaminmangelzustände mit ihren Folgen auf. Bei Kindern imponieren zusätzlich Wachstums- und Gedeihstörungen. Bei etwa 10% der Betroffenen besteht zusätzlich eine typische Hauterkrankung, die sog. Dermatitis herpetiformis Duhring (stark juckende Bläschen am Rücken, Gesäß und an den Streckseiten von Armen und Beinen). Allerdings ist das Krankheitsbild »Zoeliakie« sehr variabel und kann sich auch nur in wenigen Symptomen (Blutarmut, Milchzuckerunverträglichkeit) äußern (oligosymptomatische Form). Die Ursache dieses Phänomens ist bisher unbekannt.

Wie wird die Krankheit diagnostiziert?

Am Anfang steht die Erhebung der Kranken- und Familiengeschichte und die körperliche Untersuchung, ergänzt durch eine Ultraschalluntersuchung des Bauches. Die wegweisende Untersuchung stellt die Gastroskopie (Magenspiegelung) mit Entnahme von Gewebeproben aus dem tiefen Dünndarm dar. Zusätzliche serologische Spezialblutuntersuchungen mit Bestimmung der Endomysium-, der Transglutaminase-, und auch der Gliadin-Antikörper untermauern die Diagnose zusätzlich.

Wie wird die Krankheit behandelt?

Entscheidend in der Behandlung der Zoeliakie ist es, das auslösende Krankheitsmoment - das Gluten - aus der Nahrungsaufnahme zu eliminieren. Der Patient muss sich also konsequent und lebenslang glutenfrei ernähren. Glutenfreie Getreide sind Reis, Mais und Hirse. Die Einhaltung einer strikten glutenfreien Diät ist oft problematisch, da auch in Fertignahrungsmitteln Gluten enthalten sein kann, ohne dass es angegeben werden muss.

Bei 95% der Erkrankten finden wir ein gutes Ansprechen auf eine glutenfreie Ernährung mit einer kompletten Remission (Beschwerdefreiheit). Die Schleimhaut normalisiert sich wieder, die Mangelzustände bilden sich zurück.

Laktosemalabsorption (Laktoseintoleranz, Milchzuckerfehlverwertung)

Laktosemalabsorption, was ist das?

Laktose (Milchzucker) ist ein Disaccharid (Zweifachzucker) und macht den wesentlichen Kohlenhydratanteil von Milch aus. Bei Gesunden wird die Laktose im Dünndarm durch das Enzym Laktase in die entsprechenden Monosaccharide (Einfachzucker) gespalten und innerhalb des Dünndarms vollständig resorbiert (aufgenommen).

Bei Menschen mit einer Laktosemalabsorption wird der Milchzucker im Dünndarm nicht gespalten und folglich auch nicht resorbiert. Wenn dann der unverdaute Milchzucker vom Dünndarm in den Dickdarm gelangt, wird er dort durch die Dickdarmbakterien vergoren! Dadurch können typischerweise Bauchschmerzen, Blähungen und Durchfall entstehen.

Die häufigste Form der Laktosemalabsorption wird durch einen isolierten Laktasemangel verursacht. Dieser Laktasemangel besteht bei 10-15% der Westeuropäer; weltweit ist er bei der Mehrheit der Erwachsenen nachweisbar. Der Laktasemangel entwickelt sich erst mit dem Älterwerden, da nahezu alle Kinder Milchzucker gut verdauen können. Es gibt aber auch unselektive Formen der Laktosemalabsorption, z.B. bei Menschen mit einer Sprue (Zoeliakie), einem M. Crohn oder nach Entfernung größerer Dünndarmanteile. Auch nach Durchfallserkrankungen kann eine vorübergehende Laktosemalabsorption auftreten.

Der Goldstandard zur Diagnose einer Laktosemalabsorption ist der H-2-Atemtest mit Laktose. Hierbei wird die Ausatemluft nach Einnahme von Milchzucker untersucht.

Was ist die Therapie?

Nach Feststellung einer Laktosemalabsorption besteht die Behandlung in der Einhaltung einer laktosefreien oder laktosearmen Ernährung. Eine Mehrheit der Patienten kann geringe Laktosemengen (bis zu 250ml Milch am Tag) vertragen. Eine vollständig laktosefreie Diät ist selten erforderlich. Laktosefreie Milch ist heute schon in jedem Supermarkt erhältlich.

Wichtig ist, dass man bei Vermeidung von Milchprodukten auf eine ausreichende Kalziumzufuhr mit der Nahrung achtet.

Wie ist die Prognose?

Grundsätzlich ist die Laktosemalabsorption ungefährlich; Diätfehler führen zu verstärkten Beschwerden mit Bauchschmerzen, Blähungen und evtl. auch Durchfall, wodurch aber keine langfristigen Schäden verursacht werden.

Fragen Sie unser Praxisteam bei Bedarf auch nach Informationsbroschüren!

Intestinale Fruktosemalabsorption (Fruktosefehlverwertung)

Die intestinale Fruktosemalabsorption darf nicht mit der sehr seltenen Stoffwechselkranheit »hereditäre (erbliche) Fruktoseintoleranz« verwechselt werden!

Fruktosemalabsorption, was ist das?

Fruktose (Fruchtzucker) wird überwiegend als Bestandteil der Saccharose (Haushaltszucker) gegessen. Fruktose kommt weiterhin in seiner Form als Einfachzucker in nahezu allen Früchten und Gemüsesorten und z.B. auch im Honig vor. Bei Gesunden wird Fruchtzucker im Dünndarm vollständig aus der Nahrung aufgenommen. Bei der intestinalen Fruktosemalabsorption (Fruktosefehlverwertung) ist der Aufnahmeprozess der Fruktose aus dem Dünndarm durch ein defektes Transportsystem gestört, so dass Fruktose nur unvollständig aus dem Dünndarm aufgenommen wird. Nicht resorbierte (aufgenommene) Fruktose wird weiter in den Dickdarm transportiert und dort von den Dickdarmbakterien vergoren. Hierdurch können in aller Regel Bauchschmerzen, Blähungen und Durchfall entstehen.

Interessanterweise wird Fruktose bei der intestinalen Fruktosemalabsorption in Gegenwart von Glukose (Traubenzucker) rascher resorbiert (aufgenommen), so dass die Beschwerden der Fruktosemalabsorption (Blähungen, Durchfall, Bauchschmerzen) nach Saccharosegabe oder Gabe von Fruktose mit Glukose nicht, oder nur abgeschwächt, auftreten!

Bei Kindern verschwinden Symptome einer Fruktosemalabsorption im Laufe der Zeit von selber. Dies liegt an der wachstumsbedingten Zunahme der Dünndarmoberfläche, wodurch beim größeren Kind Fruchtzucker in ausreichendem Maß resorbiert werden kann.

Die intestinale Fruktosemalabsorption kann durch einen H-2-Atemtest mit Fruktose mit Beschwerdeprotokoll diagnostiziert werden.

Was ist die Therapie?

Nach Feststellung einer intestinalen Fruktosemalabsorption besteht die Behandlung in einer Reduktion der Fruktosezufuhr aus Obst und Gemüse. Oft ist es zur Linderung der Beschwerden auch hilfreich, wenn verursachende Lebensmittel zusätzlich mit Glukose (Traubenzucker) gesüßt werden.

Wie ist die Prognose?

Grundsätzlich ist die intestinale Fruktosemalabsorption ungefährlich; gemachte Diätfehler führen zu verstärkten Bauchbeschwerden, wodurch aber keine langfristigen Schäden verursacht werden können.

Fragen Sie in unser Praxisteam bei Bedarf auch nach Info-Broschüren!

Hepatitis B

Die Hepatitis B ist eine hochgradig ansteckende Infektion der Leber mit dem Hepatitis B Virus (HBV). Die Hepatitis B gehört weltweit zu den häufigsten ansteckenden Krankheiten. Man vermutet, dass 350 Millionen Menschen weltweit an einer chronischen Hepatitis B leiden. In Deutschland werden jährlich etwa 6.000 Neuinfektionen gemeldet, bei einer vermuteten hohen Dunkelziffer von 40.000-50.000 Neuinfektionen.

Die Erkrankung wird über infiziertes Blut, Sexualkontakte oder auch während der Geburt übertragen. Das Virus wird über praktisch alle Körpersekrete ausgeschieden. Das Hepatitis B Virus ist etwa 10 mal ansteckender als z. B. das Hepatitis C Virus oder der AIDS-Erreger. Die Übertragung erfolgt nur von Mensch zu Mensch. Zwischen Ansteckung und Ausbruch der Erkrankung liegen 1-6 Monate.

Die meisten Patienten (50-65%) erkranken akut ohne größere Beschwerden, die Hepatitis heilt bei ihnen ohne Behandlung aus und hinterlässt eine Immunität. Ein schwerer, akuter Verlauf kommt nur in etwa 1% der Fälle vor. Lediglich bei 5-10% der Erkrankten nimmt die Krankheit einen chronischen Verlauf.

Welche Beschwerden macht die Hepatitis B?

Meistens werden nur uncharakteristische, grippeähnliche Beschwerden, Gelenkschmerzen und Abgeschlagenheit bemerkt. Wenn eine Gelbverfärbung (Ikterus) der Haut und Augen auftritt und der Urin sich dunkel verfärbt liegt eine schwerere Verlaufsform der akuten Hepatitis vor.

Wie kann der Arzt die Diagnose stellen?

Die Diagnose wird durch spezielle Blutuntersuchungen (Leberwerte, Antikörper gegen das Hepatitis B Virus, Virusbestandteile) gestellt. Man spricht von einer chronischen Hepatitis B, wenn mehr als 6 Monate nach der akuten Leberentzündung noch eine aktive Vermehrung von Hepatitis B Viren erfolgt und im Blut nachweisbar ist. Eine chronische Hepatitis B kann als chronisch aggressive Form in eine Leberzirrhose übergehen oder als chronisch persistierende Hepatitis B eher gutartiger verlaufen. Welche Form vorliegt, muss im weiteren Verlauf durch Lebergewebeproben und Laborbestimmungen geklärt werden.

Wie wird die akute Hepatitis B behandelt?

In aller Regel ist keine besondere Behandlung erforderlich. Körperliche Schonung und leicht verdauliche Kost während er Krankheitsphase unterstützen die Genesung. Nur ganz selten (1% der akut Erkrankten) ist eine Krankenhausbehandlung mit Intensivtherapie bis hin zur Lebertransplantation erforderlich.

Kann ich einer Hepatitis B vorbeugen?

Jeder kann sich durch eine Schutzimpfung vor dem Auftreten einer Hepatitis B Infektion wirksam schützen! Seit fast 20 Jahren gibt es eine Schutzimpfung, die einen kompletten Immunschutz gegen Hepatitis B-Infektionen vermittelt. Um die Ausbreitung der Hepatitis B zu stoppen und die Krankheit auszurotten, sollten alle Säuglinge und Kleinkinder sowie alle Jungen und Mädchen vor der Pubertät geimpft werden. Die Krankenkassen übernehmen die Kosten für die Impfung im Kinder- und Jugendalter als Regelleistung.

Wie wird eine chronische Hepatitis B behandelt?

Um die möglichen Komplikationen der chronischen Hepatitis B (Leberzirrhose, Leberzellkrebs) bei bestimmten Patientengruppen zu verhindern, stehen verschiedene Medikamente zur Verfügung. Ziel dieser Behandlung ist es, den Entzündungsprozess in der Leber durch Inaktivierung des Virus im Blut zu vermindern oder zu unterbrechen.Um die möglichen Komplikationen der chronischen Hepatitis B (Leberzirrhose, Leberzellkrebs) bei bestimmten Patientengruppen zu verhindern, stehen verschiedene Medikamente zur Verfügung. Ziel dieser Behandlung ist es, den Entzündungsprozess in der Leber durch Inaktivierung des Virus im Blut zu vermindern oder zu unterbrechen.

Nicht jeder Patient mit einer chronischen Hepatitis B bedarf dieser Behandlung oder hat einen Nutzen davon.

In der Regel erfolgt eine Therapie mit Tenofovir oder Entecavir bei erhöhten Leberwerten und einer Viruslast > 2000 IU/ml HBV DNA. Da eine Heilung aktuell nicht möglich ist (anders als bei der Hepatitis C) handelt es sich um eine Dauertherapie. Die Nebenwirkungen sind gering.

Bei einer Viruslast < 2000 IU/ml HBV DNA wird nur beobachtet und 6-12 monatig die Viruslast überprüft.

Allgemeine Maßnahmen

Verzicht auf Alkohol und eine gesunde, fettarme Ernährung sowie moderate sportliche Betätigung ist allen Patientin mit chronischer Hepatitis B zu empfehlen. Sofern keine Immunität gegen Hepatitis A bei den Patienten besteht, ist zu einer Impfung gegen die Hepatitis A zu raten. Alle Menschen, die mit chronischen Hepatitis B Patientinnen/Patienten zusammenleben, sollten aktiv gegen die Hepatitis B geimpft werden.

Hepatitis C

Bis 1988 war das Hepatitis C Virus noch nicht entdeckt und man nannte die insbesondere nach Bluttransfusionen aber auch sporadisch auftretende Erkrankung »non-A-non-B Hepatitis«. 1988 wurde das Hepatitis C Virus erstmalig beschrieben und mittlerweile sind mehrere Untergruppen (Genotyp 1-6 mit mehreren Subtypen) bekannt.

In Deutschland ist der Subtyp 1a und 1b am häufigsten. Ab 1991 konnten Blutspenden auf Hepatitis C Viren getestet werden. 500.000 bis 800.000 Deutsche sind inzwischen betroffen und jährlich werden 7.000 neue Fälle erwartet. In Europa rechnet man nach Schätzungen mit bis zu 5 Millionen infizierten Personen. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) geht weltweit von etwa 170 Mio. Hepatitis C infizierten Menschen aus. In den nächsten 20–30 Jahren ist auch in Deutschland mit einem erheblichen Anstieg von Erkrankten mit Spätfolgen der chronischen Hepatitis C zu rechnen.

Die Übertragung über infiziertes Blut ist gesichert (früher: Blutkonserven, heute: Spritzentausch bei Drogenabhängigen, Piercing, Tätowierungen). Die Übertragung über den Sexualkontakt kann zwar nicht ausgeschlossen werden, scheint aber keine große Rolle zu spielen. Das Risiko der Übertragung von der Mutter auf das Kind unter der Geburt ist wesentlich geringer als bei der Hepatitis B und beträgt ca. 5%. Deshalb ist auch eine Entbindung mit Kaiserschnitt nicht erforderlich, da hierdurch das Infektionsrisiko des Säuglings nicht gesenkt wird. Eine Virusübertragung über die Muttermilch beim Stillen wurde bei der Hepatitis C bisher nicht beobachtet.

Welche Beschwerden macht die Hepatitis C?

Zwischen Ansteckung und Auftreten von Krankheitssymptomen vergehen zwischen 1-6 Monate. In der Regel beträgt sie 6-9 Wochen. Die Zeitdauer von der Infektion bis zum Übergang in eine Leberzirrhose beträgt ohne Therapie etwa 20-30 Jahre. Meistens werden nur kurz dauernde, uncharakteristische grippale Beschwerden, Müdigkeit, Übelkeit, rechtsseitige Oberbauchbeschwerden, Lebervergrößerung und Juckreiz angegeben. Eine Gelbverfärbung der Haut und der Augen kommt nur sehr selten vor. 50-85% der Erkrankungen verlaufen chronisch, das Virus bleibt im Körper weil das Abwehrsystem es nicht schafft, die Viren zu eliminieren. Gefürchtete Spätfolgen der chronischen Hepatitis C sind die Leberzirrhose und der Leberzellkrebs (HCC=hepatocelluläres Carcinom).

Wie kann der Arzt die Diagnose stellen?

Die Diagnose wird durch spezielle Blutuntersuchungen (Leberwerte, Antikörper gegen das Hepatitis C Virus) gestellt. Zusätzlich wird die Erbinformation des Virus (HCV-RNA) im Blut nachgewiesen und der Subtyp des Virus bestimmt. Wenn nach mehr als 6 Monaten nach Erstinfektion noch eine aktive Vermehrung des Virus im Blut nachgewiesen werden kann, spricht man von einer chronischen Hepatitis C.

Wie wird die chronische Hepatitis C behandelt?

Eine frühzeitige Diagnose und eingeleitete Therapie kann den chronischen Krankheitsverlauf und die resultierenden Komplikationen (Leberzirrhose, Leberzellkrebs) verhindern.

Die Hepatitis C ist heute grundsätzlich heilbar. Der Patient erhält für 8-12 Wochen Tabletten (DAAs = direct antiviral agents) , die in ca 98 % der Fälle die Hepatitis C heilen unabhängig vom Genotyp. Die Therapie hat keine ernsthaften Nebenwirkungen. Sie ist nur mit ca. 40000 Euro pro Behandlung sehr teuer, wird aber von der Krankenkasse übernommen.

Allgemeine Hinweise

Während der Therapiedauer sollte auf Alkoholkonsum bewusst verzichtet werden. Eine leichte, fettarme Ernährung ist sinnvoll. Eine Schwangerschaft muss während der laufenden Behandlung und noch etwa 6 Monate danach sicher verhütet werden.

Eine Schutzimpfung gegen die Hepatitis C gibt es bisher leider nicht. Eine ausgeheilte Hepatitis C (wiederholt kein Virusnachweis im Blut) hinterlässt nach heutigem Wissensstand wahrscheinlich keine bleibende Immunität!